0
  • DE
  • EN
  • FR
  • Internationale Datenbank und Galerie für Ingenieurbauwerke

Anzeige

Eine Tour de France in Bauwerken

Für eingefleischte Frankreich-Fans wird diese Tour de France in Bauwerken vielleicht wenig Neues bringen, aber für solche, die es werden wollen, bestimmt. Auch geben mehr als zweitausend Jahre Baukultur in Frankreich einiges her. Alleine beim Datenbestand in Structurae liegt Frankreich mit mehr als 12.000 Bauwerken weit vor allen anderen Ländern. Deshalb ist jede Tour de France in Bauwerken nur als ein Vorschlag zu sehen. Je nach Interesse können in jeder Region Frankreichs verschiedenste Arten von Bauwerken besichtigt werden, denn in quasi jedem Dorf gibt es eine Kirche oder Burg aus dem Mittelalter, eine Brücke, etc. Auch gibt es in Frankreich Architektur verschiedenster Baustile und bei aktuellen Bauten nimmt Frankreich auch gerne eine Vorreiterrolle ein.

1. Paris: Eiffelturm & Notre Dame

Eiffelturm Paris

Bauingenieure werden dem fast überall in Paris sichtbaren Eiffelturm sicher schwer widerstehen können. Auch lohnt sich der Aufstieg bei gutem Wetter ungemein. Man sei allerdings vorgewarnt, dass die Schlangen dort sehr lang sind, insbesondere dann, wenn nicht alle Aufzüge in Betrieb sind. Nach dem Besuch des Eiffelturms kann man mit der Métro, zu Fuß oder gar mit dem Boot zur Île de la Cité, wo Notre-Dame, die Kathedrale von Paris, steht. Als eine der ersten gotischen Kathedralen ist sie sicher nicht ganz so leicht oder hell geraten wie spätere, aber mit ihrer frisch gereinigten Fassade und der Lage auf der Seineinsel versprüht sie eine unverwechselbare Atmosphäre. Natürlich könnte man sich die Tour de France in Bauwerken komplett sparen, und den Urlaub alleine in Paris verbringen, wo sich Ingenieurbauwerke und Architektur nur so tummeln, aber Paris ist auch nicht billig.

2. Die Kathedralen von Beauvais und Amiens

Kathedrale von Amiens

Die Baumeister der Kathedrale von Beauvais wollten hoch hinaus. Die Gewölbe sind die höchsten der Welt. Nach zwei Einstürzen wurde aber das Vorhaben schließlich unterbrochen. Nur das Chorgewölbe ist noch vorhanden, aber selbst das beeindruckt wie kaum ein anderes. Nicht weit entfernt liegt Amiens, wo die größte mittelalterliche Kathedrale Frankreichs steht.

3. Le Havre: Normandiebrücke

Pont de Normandie

Die Seinemündung bei Le Havre hat sehr viel Schiffsverkehr und der Fluß ist bis Rouen tief genug für Containerschiffe, sodass eine Überquerung sowohl eine gewisse lichte Höhe, aber auch Spannweite erforderte. Michel Virlogeux machte daraus kurzerhand die damals längste Schrägseilbrücke, die Normandiebrücke. Da die direkte Umgebung eher flach ist, fallen die über 200 Meter hohen Pylone schon auf große Distanz auf.

4. Mont-Saint-Michel

Abtei Mont-Saint-Michel

Die Abtei Mont-Saint-Michel ist sicherlich nicht das größte Bauwerk des Mittelalters, aber aufgrund der Lage auf einer Felseninsel in einer Bucht ein damals wie heute sehr schwierig zu erreichender Ort für ein solches Vorhaben. Die ganze Bucht ist inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe und mit eine der romantischsten wie überlaufensten Sehenswürdigkeiten Frankreichs.

5. Brücken in der Bretagne

Iroise-Brücke vor der Albert-Louppe-Brücke

Man mag die Bretagne eher weniger mit Brücken assoziieren, dabei ist die ganze Region voll interessanter Brücken. Hier seien nur drei genannt: In der Nähe von Brest, das am äußersten Zipfel liegt, steht die von Eugène Freyssinet erbaute Albert-Louppe-Brücke bei Plougastel-Daoulas. Gleich daneben wurde 60 Jahre später mit der Iroise-Brücke eine Schrägseilbrücke gebaut, die im starken Kontrast dazu steht. Einige Kilometer weiter bei Térénez steht eine weitere Schrägseilbrücke, an der wieder Michel Virlogeux beteiligt war. Sie beeindruckt vor allem durch die starke Krümmung und ihre Pylonen in Form von Lambdas.

6. Schlösser der Loire

Eine ebenfalls sehr romantische Gegend Frankreichs sind die Länder der Loire. Keine Region Europas ist vermutlich dichter mit Schlössern und Burgen aus dem Mittelalter und der Renaissance ausgestattet. Zu den sehenswertesten zählen z. B. die von Chenonceaux, Chambord, Azay-le-Rideau und Saumur. Auch diese Gegend alleine kann schon einen kompletten Urlaub füllen.

7. Eiffels Viadukt bei Garabit

Gustave Eiffel ist in Frankreich nicht nur für den nach ihm benannten Turm bekannt. Er machte sich mit dem Viadukt bei Garabit schon viel früher einen Namen und ist zumindest in Frankreich auch dafür noch genauso bekannt.

8. Autobahn A75 und der Viadukt von Millau

Millau Viadukt

Die Autobahn A75 führt als fast komplett mautfreie Alternativstrecke einmal von Norden nach Süden durch das Zentrum Frankreichs. Das Kernstück dabei ist die riesige Talbrücke, die bei Millau das Tarntal überführt. Die Spitze des höchsten Pylons überragt dabei den Eiffelturm bei weitem. Viele Quellen behaupten, Norman Foster hätte den Viadukt von Millau entworfen, aber Ingenieure wissen, dass es eigentlich Michel Virlogeux war.

9. Römische Bauten in Nîmes und Arles

Wie gemeinhin bekannt, war Gallien bis auf ein kleines aufsässiges Dorf von Römern besetzt. In der Nähe von Nîmes findet man mit dem Pont du Gard sicherlich den beeindruckendsten Aquädukt, der überhaupt noch erhalten ist. Die Leitung führte bis ins heutige Nîmes hinein und versorgte die römische Stadt mit Wasser. Dort steht ein noch heute benutztes Amphitheater und ein fast perfekt erhaltener Tempel, das Carré d'Art. Die nahegelegene Stadt Arles kann ebenfalls ein Amphitheater, aber auch ein antikes Theater zum baugeschichtlichen Erbe zählen. Besonders interessant ist zudem das Kryptoportiko unter dem Rathaus.

10. Papstpalast in Avignon

Palais des Papes, Avignon

Nicht nur in Rom hat der Papst gesessen, sondern auch in Avignon gab es zeitweilig Päpste, aber auch Gegenpäpste. Egal, ob sie legitim waren oder nicht, sie haben sich mit dem Papstpalast dort ein Monument gesetzt, zu dem es selbst in Rom nichts Vergleichbares gibt. Mit den im gleichen Stil erbauten Stadtmauern und der aus dem Lied bekannten Brücke von Avignon gibt es in Avignon einiges zu sehen.

11. Moderne Architektur in Marseille

Auch wenn Marseille in vorrömischer Zeit von Phöniziern gegründet wurde, ist die Stadt inzwischen ebenfalls eine Hochburg moderner Architektur geworden. Neben Le Corbusiers Cité radieuse sind gerade einige neuere Bauten fertig geworden, inklusive einem Wolkenkratzer von Zaha Hadid und dem neuen Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers, das wie noch kein anderes Bauwerk zuvor die Vorteile von ultrahochfestem Beton nutzt.

12. Mit dem TGV an der Rhône entlang

Viadukte über die Rhone bei Avignon

Von Marseille kann man seit 1981 mit dem TGV nach Paris fahren und seit 2001 sind die 750 Kilometer Strecke fast vollständig als Schnellfahrtsrecke ausgebaut. Die Fahrtzeit beträgt nur drei Stunden. Auf dem letzten Teilstück, der LGV Méditerranée, wurden viele außergewöhnliche Großbrücken erbaut, bei denen besonderer Wert auf die Gestaltung gesetzt wurde. Dazu gehören die Zwillingsbrücken von Avignon, der Garde-Adhémar-Viadukt, aber auch die Brücken bei Vernègues und Ventabren.

13. Baustellen in Lyon

Musée des Confluences, Lyon

Am Zusammenfluss von Saone und Rhone liegt Frankreichs drittgrößte Stadt Lyon. Dass die Geografie bei einer modernen Stadt viele Brücken erfordert, ist offensichtlich. Aber die erste Rhonebrücke seit 30 Jahren ist gerade noch im Bau und gleich daneben wird an ebendieser Mündung ein Museum gebaut, das Musée des Confluences der Copp Himmelb(l)au. Während die Brücke Anfang 2014 fertiggestellt wird, soll das Museum erst zum Jahresende die Türen öffnen, ist aber jetzt schon ein Hingucker. 

14. Alt und Neu in Straßburg und Metz

Passerelle des Deux Rives zwischen Straßburg und Kehl

Die mittelalterlichen Kathedralen von Straßburg und Metz dominieren jeweils ihre Städte, aber auch in diesen beiden Orten ist die moderne Baukultur nicht zu verachten. In Metz hat 2010 das Centre Pompidou einen Ableger eröffnet, dessen Gebäude von Shigeru Ban größtenteils aus Holz entworfen wurde. In Straßburg überquert die Passerelle des Deux Rives von Marc Mimram den Rhein nach Kehl in Deutschland und der multimodale Umsteigepunkt am Bahnhof von Straßburg ist eine sehenswerte Schale aus Glas und Stahl.

15. Stein und Beton in Reims

Halles Boulingrin (zentrale Markthalle) in Reims

Wie in Paris steht auch in Reims eine Cathédrale Notre-Dame, allerdings wurden in Reims die französischen Könige gekrönt. Im ersten Weltkrieg wurde das hölzerne Dach durch deutsches Artilleriefeuer absichtlich zerstört und danach mit einer enizigartigen Konstruktion aus Betonfertigteilen ersetzt. Erst 2012 wurden die von Eugène Freyssinet als Betonschalen erbauten Markthallen wieder eröffnet.